Ein anderer Blick auf menschliche Fehler

Autor: antje
Kategorie: Allgemein
Veröffentlicht: 12. November 2024

Diesen Text habe ich vor einiger Zeit im Internet gelesen und er hat mich auf mehreren Ebenen berührt. Ob der Stamm der Babemba (Sambia) dies tatsächlich so tut, weiß ich nicht. Ich habe dazu keine verlässliche Quelle gefunden. Trotzdem finde ich die Geschichte als Anregung passend.

Deswegen möchte ich heute diese kleine Geschichte mit dir teilen:

„In Südafrika gibt es den Stamm der Babemba. Wenn hier ein Mitglied einem anderen Unrecht tut oder sich unverantwortlich verhält, wird er in die Dorfmitte gebracht, wo sich alle anderen Stammesmitglieder im Kreis um ihn versammeln. Dann erinnern sich alle Menschen um ihn herum an all das Positive, das sie bisher mit ihm erlebt haben. Sie erinnern ihn an seine guten Seiten und erzählen, was sie an ihm schätzen. Dieser Stamm glaubt, dass jeder Mensch gut ist, bloß manchmal Fehler macht, was aber eigentlich ein Ruf nach Hilfe ist. Sie kommen zusammen, um ihn wieder mit seiner guten Natur zu verbinden.“

Mir ist aufgefallen, dass ich beim Lesen des Textes nach dem zweiten Satz die Reaktion in mir hatte: „Oh nein, jetzt muss die Person, die einen Fehler gemacht hat, auch noch in die Mitte und wird von allen angeschaut, kritisiert und dadurch beschämt. Schrecklich!“

Als ich weitergelesen habe, war ich berührt davon, wie die kleine Geschichte weitergeht. Die Person, die einen Fehler gemacht hat, wird an seine gute Natur erinnert. Die Menschen um ihn herum geben ihm positives Feedback, um ihn zu trösten und zu stärken.

Dies ist ein ganz anderer Umgang mit vermeintlichen Fehlern, als das in den überwiegenden Familien oder Gesellschaften üblich ist. In der Regel wird die Person ausgegrenzt, kritisiert, bestraft, beschämt oder beschuldigt, wenn sie was falsch gemacht hat. Es ist eine ganz andere Betrachtungsweise von Fehlern oder Schuld. Es zeigt einen liebevollen und menschenfreundlichen Blick auf das Verhalten von uns.

Dies ist auch mein Ansatz in der Therapie. Ich gehe bei den Verhaltensweisen von Menschen davon aus, dass jede/r einen guten Grund dafür hat. Ich bin überzeugt, dass in Menschen, die in einer solchen Gemeinschaft aufwachsen und leben, deutlich weniger das Gefühl von Schuld und Scham, Angst, Einsamkeit oder das Gefühl der Unverbundenheit entstehen würde. Auch kann ich mir vorstellen, dass psychische Erkrankungen deutlich seltener entstehen, wenn Menschen unterstützt statt bestraft würden.

Wie ist deine Reaktion auf die Geschichte?

Herzliche Grüße

Antje

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Bemba_(Ethnie)

Wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann erreichst du mich unter info@antjekaiser.net.